Das europäische Energiesystem steht vor tiefgreifenden Veränderungen: Der rasante Ausbau erneuerbarer Energien, die Dezentralisierung der Erzeugung und der zunehmende Strombedarf durch Elektrifizierung führen zu einer steigenden Komplexität in Planung, Betrieb und Steuerung der Netze. Gleichzeitig fehlen bisher flächendeckend digitale Werkzeuge, um diese komplexen Systeme in Echtzeit zu überwachen, vorherzusagen und effizient zu steuern. Genau hier setzt das EU-Projekt TwinEU an.
TwinEU ist ein von der EU im Rahmen von Horizon Europe gefördertes Forschungsprojekt mit einem Budget von 20 Millionen Euro über drei Jahre. Das projekt umfasst 75 Partner aus 15 verschiedenen Ländern. OFFIS unterstützt Amprion hier als Unterbeauftragung im Projekt.
Ziel ist es, einen föderierten digitalen Zwilling des europäischen Stromsystems zu entwickeln, der nationale und regionale digitale Zwillinge miteinander vernetzt. Dadurch sollen Netzbetreiber in die Lage versetzt werden, grenzüberschreitend zusammenzuarbeiten, potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen und Maßnahmen vorausschauend zu planen. TwinEU leistet damit einen zentralen Beitrag zur Resilienz, Effizienz und Nachhaltigkeit des zukünftigen Energiesystems Europas.
Die zentralen Bestandteile des TwinEU Projektes sind eine skalierbare und interoperable Architektur, die lokale digitale Zwillinge miteinander vernetzt, sowie eine cloudbasierte Plattform – die sogenannte TwinEU Service Workbench –, über die Anwendungen, Daten und Rechenressourcen orchestriert werden. Zudem wird ein sicherer, datensouveräner Austausch über eine energiebezogene Datenraum-Infrastruktur ermöglicht, die auf europäischen Standards wie Gaia-X basiert. Künstliche Intelligenz, Echtzeitsimulationen, automatisierte Datenanalysen und modellbasierte Prognosewerkzeuge unterstützen Netzbetreiber dabei, komplexe Systemzustände besser zu verstehen, Betriebsentscheidungen zu optimieren und zukünftige Entwicklungen vorausschauend zu simulieren.