Im Juni 2025 rückte die Veranstaltung „Digitale Unsterblichkeit? Wie Künstliche Intelligenz unsere Abschiede und unser Gedenken prägt“ der Evangelischen Familienbildungsstätte Oldenburg diese Entwicklung in den Fokus. Dabei wurde das Thema kritisch, offen und interdisziplinär diskutiert.
Pastorin Dr. Anna Cornelius beleuchtete die Thematik aus theologischer und seelsorgerlicher Perspektive, während Cordelia Wach von der Stiftung Hospizdienst Oldenburg von ihren Erfahrungen in der Trauerbegleitung berichtete. Dr. Jochen Meyer, Bereichsleiter Gesellschaft des OFFIS, präsentierte den technischen Blickwinkel. Er zeigte eindrücklich, wie Künstliche Intelligenz bereits heute digitale Persönlichkeitsabbilder aus Sprachdaten, Bildern, Videos oder Chatverläufen erstellt – interaktive „Erinnerungswesen“, die mit Hinterbliebenen kommunizieren können.
Doch Meyer betonte auch, dass technische Machbarkeit und menschliche Verantwortung eng zusammengehören. Die emotionale Wirkung solcher Systeme lasse sich nur schwer abschätzen. Was als Trost gedacht sei, könne ebenso verstören oder den Trauerprozess erschweren. Zudem stellten sich grundlegende Fragen zu Datenschutz, ethischer Kontrolle und dem Respekt vor der Würde der Verstorbenen.
In der anschließenden Diskussion herrschte weitgehende Einigkeit: Ein digitales Weiterleben nach dem Tod mag technisch möglich sein, gesellschaftlich und menschlich ist es jedoch nicht wünschenswert. Als unterstützendes Element in der Trauerarbeit kann Technologie jedoch eine Rolle spielen, etwa durch digitale Erinnerungsräume. Sie darf allerdings nicht zur Illusion von Nähe oder Gegenwart führen, wenn Abschied und Loslassen nötig sind.
Digitale Unsterblichkeit bleibt damit weniger eine Zukunftsvision als eine Herausforderung an unser Selbstverständnis: Wie wollen wir erinnern – und was darf dabei als „lebendig“ gelten?