Die Pflege älterer Menschen wird durch zunehmende soziale und kulturelle Diversität komplexer. Im Jahr 2022 lebten in Deutschland rund 23,8 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund – das entspricht 28,7 % der Gesamtbevölkerung. Viele dieser Menschen bringen unterschiedliche biografische, soziale und gesundheitliche Voraussetzungen mit, die sich direkt auf ihre pflegerischen Bedarfe auswirken. Studien zeigen, dass Migrant:innen in Pflegeheimen häufiger von Mangelernährung betroffen sind als einheimische Bewohner:innen.
Da Ernährungsgewohnheiten stark kulturell geprägt sind, bedarf es pflegerischer Konzepte, die diesen Hintergrund systematisch berücksichtigen. Gleichzeitig ist der Pflegeprozess durch Zeitdruck und hohe Dokumentationsanforderungen belastet, wodurch individuelle Bedarfe oft nicht adäquat erfasst werden.
NUTRI-SENSE will hier ansetzen und digitale Technologien erforschen und entwickeln, die Pflegefachpersonen entlasten und eine personalisierte, kultursensible Versorgung unterstützen – mit dem Ziel, die Lebensqualität älterer Menschen in stationären Einrichtungen nachhaltig zu verbessern.
Die Pflege älterer Menschen erfordert individuell angepasste Maßnahmen zur Ernährung und Flüssigkeitsaufnahme, um Gesundheit zu erhalten und Pflegebedarfe zu reduzieren. Besonders herausfordernd ist dabei die Berücksichtigung kultureller Vielfalt und sozialer Ungleichheiten, die in bestehenden Pflegeleitlinien bislang nur unzureichend adressiert werden.
Das Projekt NUTRI-SENSE zielt darauf ab, digitale Technologien zur Unterstützung eines kultursensiblen und diversitätsbewussten Pflegeprozesses zu erforschen und nutzerzentriert weiterzuentwickeln. Im Fokus steht die Frage, wie digitale Werkzeuge die individuelle Ernährungs- und Flüssigkeitsversorgung in Pflegeeinrichtungen verbessern können – unter Berücksichtigung der kulturellen Bedürfnisse der Bewohner:innen.
Digitale Technologien bieten vielfältige Potenziale, die pflegerische Versorgung im Bereich Ernährung und Flüssigkeitsaufnahme zu verbessern. Im Projekt NUTRI-SENSE werden insbesondere folgende Ansätze untersucht:
Künstliche Intelligenz (KI) zur automatisierten Erfassung und Auswertung von Essgewohnheiten
Optische Bildverarbeitungssysteme zur Bestimmung aufgenommener Nahrungsmengen
Mobile Anwendungen zur nutzerfreundlichen Dokumentation von Essverhalten und Vorlieben
Sprachunterstützte Interfaces zur Erfassung kulturell geprägter Bedürfnisse – auch bei sprachlichen Barrieren
Diese Technologien sollen Pflegefachpersonen im Alltag entlasten, die Pflegedokumentation erleichtern und kulturelle sowie soziale Dimensionen der Ernährung besser integrieren. Ziel ist eine digitale Unterstützung, die den individuellen Pflegeprozess sinnvoll ergänzt und die pflegerische Qualität in einer diversen Gesellschaft stärkt.
Gefördert mit Mitteln aus zukunft.niedersachsen, dem gemeinsamen
Wissenschaftsförderprogramm des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft
und Kultur und der VolkswagenStiftung.