Studie vorgestellt: LNG-Potenziale für die niedersächsischen Seehäfen

01.11.2013 Pressemitteilung

Möglicher Bedarf an Flüssiggas als Treibstoff wurde ermittelt. Häfen Niedersachsens zeigen Potenziale

Auch für die Schifffahrt in Niedersachsens Seehäfen gelten ab 2015 schärfere Umweltbedingungen: Die Emissionsgrenzwerte für Stickoxide, Schwefeloxide und Rußpartikel werden weiter verschärft.  Vor diesem Hintergrund hat das Hafeninfrastrukturunternehmen Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG gemeinsam mit dem Maritimen Cluster Norddeutschland die Potenziale für eine Nutzung von „Liquefied Natural Gas“ (LNG, Flüssiggas) in den Häfen untersuchen lassen. ValuePacer, Gesellschaft für Management und Beratung mbH in Kooperation mit dem OFFIS in Oldenburg haben hierzu die Schiffsverkehre der Häfen analysiert. „Dazu wurden die bestehenden Verkehre der niedersächsischen Seehäfen aus den letzten drei Jahren insbesondere die regelmäßigen Verbindungen im Kurzstreckenseeverkehr berücksichtigt“, erklärt Prof. Dr. Axel Hahn von OFFIS. Ergänzend wurde die landseitige Nutzung von LNG für Industrie und Transport betrachtet. Identifiziert wurden die größten Treibstoffabnehmer, die auf regelmäßigen Routen verkehren.

Die in der Untersuchung entwickelten Szenarien ergeben, dass insbesondere in den Standorten Emden in Verbindung mit Norddeich sowie Cuxhaven in Verbindung mit Stade Potenziale für die Einführung von LNG in Niedersachsens Häfen vorhanden sind. „Aus den Ergebnissen wird deutlich, dass eine LNG-Infrastruktur wirtschaftlich besonders dann sinnvoll ist, wenn die Nutzung durch die Schifffahrt einerseits und durch die Transport- und Energiewirtschaft andererseits gegeben ist“, erklärt Herr Uwe Jensen von ValuePacer.

Der potentielle LNG-Bedarf an der Elbe wird für den Standort Cuxhaven in Kombination mit Stade als gegeben und ausbaufähig eingeschätzt. Seeseitig hat sich Cuxhaven zunehmend als Ausgangshafen für RoRo- und Containerdienste im Short-Sea-Verkehr für Nord- und Ostseedienste nach England und Skandinavien entwickelt. Der Umschlag von Kfz, Frostfisch und Massengut sowie der Stückgutumschlag im RoRo-Verkehr sind ebenfalls von Bedeutung. Cuxhaven verfügt über eine Fährverbindung nach Helgoland und wird für die Errichtung und den Service der Offshore-Windparks genutzt.

Der Seehafen Stade hat vorwiegend eine Drehscheiben- und Umschlagfunktion für die im Hafen ansässigen bedeutenden Industrieunternehmen für Aluminiumoxid-Herstellung und Chemie. Darüber hinaus betreiben zwei Unternehmen den Umschlag von Massengütern und Stückgütern.

Für Cuxhaven und Stade lässt sich aus der Treibstoffmenge der größeren Abnehmer ein Potenzial von 23.200 t LNG pro Jahr aus der Schifffahrt abschätzen. Hinzu kommt das Potenzial insbesondere in Cuxhaven durch eine landseitige Nutzung, z.B. durch die Kühlhäuser und LKW-Verkehre. Insbesondere die in Auftrag gegebene neue LNG-betriebene Helgolandfähre kann ein wichtiger Startpunkt für eine LNG-Einführung sein.

Für Emden wird der potentielle LNG-Bedarf in besonderem Maße als gegeben und ausbaufähig eingeschätzt. Der Hafen ist insbesondere im Bereich Automobilumschlag und im Umschlag von Forstprodukten von Bedeutung, aus denen die regelmäßigen Verkehre resultieren. Emden ist darüber hinaus Basishafen für den Im- und Export von Windkraftanlagen, sowie Produktionsstandort von Fertigturmteilen für Windenergieanlagen. Die Borkumfähren verkehren von Emden und Eemshaven. Die Tatsache, dass bereits ein Schiff der Inselreederei auf LNG-Betrieb umgerüstet wird, könnte als Initialzündung für eine Versorgungsinfrastruktur wirken. Das Werk von Volkswagen, bzw. die Transportlogistik für die Fertigung und der Umschlag der Kraftfahrzeuge werden als wichtige Faktoren für die zukünftige Entwicklung einer Versorgung angesehen. Für Emden kann ein Bedarf von 9.800 t LNG pro Jahr aus der Schifffahrt abgeschätzt werden. Ein weiteres Potenzial von 2.300 t LNG pro Jahr bestünde durch einen möglichen Umbau weiterer Fährschiffe im Inselversorgungsverkehr sowie über LNG-betriebene LKW in der landseitigen Logistik (450 t LNG pro Jahr).

Die Bedeutung von LNG als Kraftstoff wird in den nächsten 10 Jahren zunehmen“, erläutert Lena Kohlmorgen, Leiterin der Geschäftsstelle im Maritimen Cluster Norddeutschland. „Die größte Herausforderung für die Einführung von LNG ist dabei die gleichzeitige Umstellung der Seeschiffe auf LNG-Betrieb und der Aufbau einer entsprechenden Versorgungsinfrastruktur“, so Kohlmorgen weiter.

Bislang ergibt die Verwendung von Schweröl für die Schifffahrt einen deutlichen Kostenvorteil gegenüber anderen Transportsektoren, die deutlich teurere Raffinate, wie z. B. Diesel, als Treibstoffe nutzen. „Infolge des Inkrafttretens des MARPOL-Übereinkommens und seiner Anlage VI zur Verhütung der Luftverunreinigung durch Seeschiffe, welche Grenzwerte für Stickoxide und Schwefeloxide enthält, besteht Handlungsdruck für die Seeverkehrsbranche, da die Grenzwerte mit Schweröl ohne Abgasbehandlung nicht einzuhalten sind“, erläutert Werner Repenning, Leiter Strategische Unternehmensentwicklung bei Niedersachsen Ports. „Zwei niedersächsische Reedereien nehmen an der Nordseeküste beim Einsatz der LNG-Technologie bereits eine Vorreiterrolle ein und rüsten ihre Fährschiffe für den Borkum- und den Helgolandverkehr entsprechend aus“, ergänzt Repenning. „Mit der Beauftragung der Studie versteht sich Niedersachsen Ports als Impulsgeber, um möglichen Investoren in eine LNG-Versorgungsstruktur die Potenziale aufzuzeigen“, so Repenning weiter.

Bei Interesse an der Studie schicken Sie bitte eine Mail an Prof. Dr. Axel Hahn.


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Prof. Dr. Axel Hahn

OFFIS-Bereichsvorstand Verkehr

Tel. 0441/798-4480

axel.hahn(at)offis.de