Die Entwicklung altersgerechter Assistenzsysteme, die ältere Menschen in ihrer Selbständigkeit und gesellschaftlichen Teilhabe unterstützen, ist seit vielen Jahren ein Forschungsschwerpunkt des OFFIS-FuE-Bereichs Gesundheit. Während sich die meisten Projekte bislang mit dem Erhalt und der Wiederherstellung von Gesundheit und Selbständigkeit in der eigenen Wohnung beschäftigten, rückt mit dem im Mai 2014 neu gestarteten, vom BMBF geförderten Projekt SIRKA („Sensoranzug zur individuellen Rückmeldung körperlicher Aktivität“) nun auch die Gesundheit älterer Arbeitnehmer am Arbeitsplatz in den Mittelpunkt der OFFIS-Forschungsaktivitäten im Bereich altersgerechter Assistenzsysteme.
Das Ziel des Projekts ist es, einen neuartigen Messanzug zu entwickeln, mit dessen Hilfe Bewegungsabläufe und die damit verbundenen körperlichen Belastungen in handwerklichen Berufen präzise, in jeder Einzelheit der Bewegung, gemessen werden können, ohne dass der Benutzer durch das Tragen des Anzuges bei der Verrichtung seiner beruflichen Tätigkeiten gestört wird. Wichtigster Anwendungsbereich für den Messanzug ist die Früherkennung von Risikofaktoren für Berufskrankheiten. Den betroffenen Mitarbeitern soll, auch durch begleitende physiotherapeutische Maßnahmen, aktiv dabei geholfen werden, Bewegungsabläufe optimal zu gestalten und damit bereits die Entstehung von Berufskrankheiten, die in der Regel erst in der zweiten Lebenshälfte auftreten, zu verhindern. Auf organisatorischer Ebene können die Analysen als Ansatzpunkte für neue passgenaue betriebs- und arbeitsfeldspezifische Konzepte genutzt werden, die Entlastungsphasen bereits in der Arbeitsplanung berücksichtigen. Der geplante Messanzug enthält verteilte intelligente Sensor-Knoten, die verschiedenartige Sensoren einbinden, eine Vielzahl von Daten messen und schon lokal auswerten können, was eine unaufdringliche Interaktion mit dem Nutzer (z.B. Warnung bei Fehlbelastungen) ermöglicht. Der Mitarbeiter kann dann z.B. aktiv eine gesündere Haltung einnehmen oder die verrichtete Arbeit für einen kurzen Moment unterbrechen. Die erhobenen Daten werden darüber hinaus zu Belastungsindizes aggregiert und von Arbeitsmedizinern analysiert. Zusammen mit den Nutzern werden individuelle Grenzwerte zusammen mit physiotherapeutischen Maßnahmen festgelegt.
Projektpartner sind die Firmen Budelmann Elektronik und rofa Bekleidungswerk, das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, die Hochschule Osnabrück sowie als Anwendungspartner die Johanniter-Unfall-Hilfe und die Meyer-Werft in Papenburg.