Moderne Mobiltelefone verfügen zumeist bereits über integrierte GPS-Satellitenortung, die in Zusammenhang mit einer Kartenanwendung (beispielsweise Google Maps) für Fußgängernavigation verwendet werden
kann. Die Karte bietet dabei eine gute Übersicht über die Umgebung und kennt oft auch kleinere Fußwege oder Sehenswürdigkeiten und verfügt über die Möglichkeit eine Route zum Ziel zu berechnen. Ein entscheidender Nachteil dieser Lösung ist aber, dass während der Navigation in regelmäßigen Abständen die Karte vom Nutzer betrachtet und neu interpretiert werden muss. Die Verwendung von Sprachausgabe ist für Fußgänger zwar vorstellbar, kann aber z.B. durch Verkehrslärm leicht gestört werden. Bei beiden Methoden ist das permanente Tragen des Mobiltelefons in der Hand auf Dauer anstrengend und störend, zudem ist das Risiko des Verlusts oder Diebstahls des Geräts unnötig hoch.
Besser wäre es, das Handy könnte während der Navigation in der Hosen- oder Jackentasche verbleiben und die notwenigen Navigationsanweisungen trotzdem vermitteln. Oldenburger Wissenschaftler vom OFFIS - Institut für Informatik schlagen daher als alternative Methode zur Informationsvermittlung taktiles Feedback vor. Darunter versteht man die kontrollierte Stimulation von in der Haut befindlichen Rezeptoren durch Vibration. Hierfür eignet sich im Prinzip jedes Handy mit einem Vibrationsmotor. Durch das Erzeugen von verschiedenen Vibrationsmustern und -rhythmen lassen sich so konkrete Richtungen vermitteln, während das Mobiltelefon in der Hosentasche verbleibt.
Die in ersten Nutzerstudien als intuitiv und verständlich bewertete, sogenannte TwoPulse-Methode stellt Richtungen über zwei einzelne Vibrationspulse mit veränderbarer Länge dar. Die Länge jedes Pulses gibt an, in welcher Richtung sich ein mögliches Ziel befindet. Haben beispielsweise beide Pulse die gleiche Länge bedeutet dies, dass der Nutzer geradeaus laufen soll. Ist der erste Puls länger, bedeutet das, dass der Nutzer sich nach links drehen soll. Ein längerer zweiter Puls bedeutet folglich, dass der Nutzer sich weiter nach rechts orientieren soll.
Bislang unbeantwortet blieb die Frage, wie sich eine solche neuartige Methode in alltäglichen Anwendungssituationen fernab eines Laborexperiments behaupten kann. Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, suchen die Forscher nun den Kontakt zur Öffentlichkeit. Ab sofort kann die Anwendung „PocketNavigator“ für Android Mobiltelefone im zugehörigen Android Market kostenlos runtergeladen werden. Diese enthält neben den klassischen Funktionen, wie Kartenansicht und Routenberechnung, auch die Möglichkeit, die Vibrationsdarstellung auszuprobieren. Anonymisierte Nutzungsprotokolle der Anwendung werden, nach expliziter Einwilligung durch die Benutzer, an die Forscher übertragen. Damit soll später die Tauglichkeit des taktilen Feedbacks in alltäglichen Situationen belegt werden. Der PocketNavigator steht ab sofort im Android Market kostenfrei zur Verfügung. Weitere Hintergrund- und Downloadinformationen können über http://www.pocketnavigator.org/ eingesehen werden.