Kontinuierlich mit dem Internet verbundene „Smart Cams“, die in Brillen, Schmuckstücken, Ansteckern, Helmen oder als Dash Cam in der Frontscheibe eines Fahrzeugs verborgen arbeiten, könnten schon bald das öffentliche Leben allgegenwärtig digitalisieren. Dadurch ergeben sich eine Vielzahl von Chancen und Risiken mit großem Konfliktpotenzial für die Gesellschaft. Interessante Anwendungschancen bestehen in verschiedenen beruflichen Tätigkeiten und Ausbildungssituationen. Die bedeutendsten Risiken drohen jedoch im Falle einer verbreiteten Anwendung im öffentlichen Raum, die unter Umständen mit schwerwiegenden Eingriffen in die Persönlichkeitsrechte einhergeht - in der Regel unbemerkt durch das Erfassen von Bild- bzw. Tonaufnahmen. Der öffentliche Raum (Marktplatz, Parkplatz, Fußgängerzone, Volksfest, Campus, Sportveranstaltung, öffentliche Verkehrsmittel usw.) droht sich in einen visuell und auditiv überwachten Raum zu verwandeln, wobei die weitere Verwendung und Verknüpfung der erfassten Daten für die Betroffenen völlig unkalkulierbar ist.
Zentrales Ziel des Projektes CHARISMA ist es, unter Betrachtung verfassungsrechtlicher Anforderungen und technischer Gestaltungsmöglichkeiten rechtliche Regelungserfordernisse zu bestimmen und Regelungsmöglichkeiten zur sozialverträglichen Beherrschung der Risiken einer öffentlichen Nutzung von „Smart Cams“ aufzuzeigen. Dazu werden in dem Projektverbund Informatiker, Verfassungsrechtler, IT-Rechtler und Sozialforscher interdisziplinär zusammen arbeiten. Kooperationspartner sind die Universität Oldenburg mit den Instituten für Rechtswissenschaften und Sozialwissenschaften, sowie das OFFIS mit der Gruppe Interaktive Systeme.
Das Projekt wird durch das BMBF im Rahmen der Ausschreibung "Innovations- und Technikanalyse" gefördert. Es wird am 01. August 2015 starten. Die Laufzeit beträgt 2 Jahre.