Die Vielzahl existierender öffentlicher und kommerzieller maritimer Dienste stellt den damit einhergehenden Datentransfer und Informationsaustausch vor eine Herausforderung. Daten bezüglich Navigationswarnungen, Seekarten, Seezeichen, Wettervorhersagen, Routenplanungen, Hafendienstleistungen und weiteren Services werden von Schiff zu Schiff oder Landstation zu Landstation, sowie zwischen Schiff und Landstation verschickt, wobei es bei der Datenübermittlung aufgrund verschiedenster proprietärer Datenmodelle oder Protokolle häufig zu Inkompatibilitäten oder Widersprüchen kommen kann. Darüber hinaus spielt die Cyber-Security eine wichtige Rolle, denn die sensiblen Daten und Informationen werden in alten, unsicheren Protokollen genutzt und bieten somit leichtere Ziele für Cyberangriffe.
Die Schifffahrt bewegt sich in eine digitale Richtung, sodass der Bedarf an innovativen digitalen Technologien und Dienstleistungen im Rahmen der e-Navigation stetig wächst. Die e-Navigation ist eine Strategie, die von der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) entwickelt wurde, um die Schifffahrt unter anderem durch einen besseren Datenaustausch und eine bessere Kommunikation zwischen Schiffen und Schiff und Landstationen zu unterstützen. Basisdienste wie zum Beispiel GMDSS (Global Maritime Distress and Safety System) sind für alle Beteiligten verfügbar. Des Weiteren liefern unabhängige kommerzielle Dienstleistungsanbieter die Möglichkeit der Nutzung spezieller Anwendungen. All das basiert aktuell häufig auf verschiedenen Technologien, Protokollen und Datenmodellen. Für die Erreichung harmonisierter Datenmodelle und Kommunikationsprotokolle bedarf es bereits in der Neuentwicklung von Diensten sowie in der Weiterentwicklung bestehender Dienste der Verbesserung und Vereinfachung und vor allem der Absicherung. Dies kann durch die Standardisierung erreicht werden.
Standardisierte Datenmodelle und Protokolle gewährleisten somit die Sicherung der bestehenden Kommunikation gegen Cyber-Bedrohungen, eine Authentifizierung von Nachrichten sowie die Verschlüsselung sensibler Daten. Völlig neue Anwendungen maritimer Technologien (z. B. in MASS) mit neuen Anforderungen an Sicherheit, Effizienz und Interoperabilität werden ermöglicht. OFFIS nutzt die Chance und unterstützt durch neue Technologien und maritime Dienstleistungen verschiedene maritime Interessengruppen. Es erfordert einen Konsens über operative Ansätze und technische Realisierungen, sowie eine standardisierte Infrastruktur, die möglichst viele Dienstleistungen und Dienste unterstützt.
Der Fokus der Standardisierungsaktivitäten liegt auf dem Standard S-100, einem Framework von der International Hydrographic Organization (IHO) bezüglich der Entwicklung standardisierter Datenmodelle für die maritime Domäne. OFFIS wirkt hierbei in verschiedenen Bereichen, besonders auch im Zusammenhang mit sicheren Web-Services. Im Rahmen der Standardisierungsaktivitäten besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen OFFIS und der International Association of Marine Aids to Navigation and Lighthouse Authorities (IALA), der International Maritime Organization (IMO), der International Hydrographic Organization (IHO) und anderen maritim Agierenden.