Non-Visual Support for Navigation in Urban Environments

BIB
Heuten, Wilko
Das Finden eines Weges in unbekannten Gebieten ist verbunden mit komplexen kognitiven Prozessen. Diese werden häufig durch visuelle Medien wie Stadtpläne oder Routenbeschreibungen unterstützt. In bestimmten Situationen erweisen sich solche Hilfsmittel als ungeeignet, insbesondere wenn der Sehsinn temporär oder permanent nicht genutzt werden kann. In dieser Arbeit werden Interaktionstechniken entwickelt, welche die Navigation auf nicht-visuelle Weise unterstützen. Reisen ist eine alltägliche Aktivität in unserem Leben. Wir reisen aus verschiedenen Anlässen: Wir besuchen Freunde, fahren in den Urlaub, nehmen an Geschäftstreffen teil oder kaufen im Supermarkt ein. Primäres Ziel des Reisens ist das Erreichen eines entfernten Ortes. Aber es ermöglicht uns außerdem, mit anderen Menschen zu kommunizieren und Erfahrungen auszutauschen. Reisen ist daher ein wichtiger Bestandteil sozialer Integration. Es gibt viele Werkzeuge, die uns bei Planung und Durchführung einer Reise zu Orten unterstützen, an denen wir noch nicht gewesen und die uns deshalb unbekannt sind. Obwohl meist in visueller Form dargebotene Informationsquellen für die Mehrzahl der Reisenden sehr nützlich sind, gibt es Situationen, in denen Menschen ihren Sehsinn nicht verwenden können und daher der Zugang zu ihnen versperrt bleibt. Am meisten leiden Blinde unter diesen Umständen, denn sie führen dazu, dass das Reisen in unbekannte Gebiete unmöglich wird. Aber auch Sehende werden zeitweise daran gehindert, ihre Augen für das Lesen der Wegweiser und das Wahrnehmen der Landmarken zu verwenden, insbesondere im Fall von Dunkelheit oder wenn ihr Sehsinn bereits für andere Aufgaben reserviert ist, wie für das Beobachten des Straßenverkehrs während des Autofahrens. In dieser Arbeit werden akustische und taktile Interaktionstechniken untersucht und konzipiert, die die Navigation ohne visuelle Wahrnehmung unterstützen. Zur Vorbereitung einer Reise werden nützliche Informationen mittels einer akustischen Umgebung unter Verwendung natürlicher nicht-sprachlicher räumlicher Klänge präsentiert. Diese Umgebung kann interaktiv exploriert werden, um eine mentale Karte des fokussierten Gebietes aufzubauen und sich über wichtige und interessante Objekte sowie deren räumlichen Beziehungen zu informieren. Unterwegs vermittelt ein als Gürtel getragenes räumliches taktiles Display auf unaufdringliche Weise Richtungs- und Routeninformationen über den Berührungssinn der Haut und führt den Fußgänger so zum Ziel. Evaluationen mit Experten und Endanwendern zeigen, dass diese nicht visuellen Interaktionstechniken vielversprechende Verfahren für den Aufbau einer mentalen Karte einer städtischen Umgebung und für das Verfolgen einer Route sind. In dieser Hinsicht unterstützt diese Arbeit das Reisen, trägt zu einer besseren sozialen Integration blinder Menschen bei und zeigt neue Erkenntnisse über nicht-visueller Präsentations- und Interaktionstechniken.
01 / 2008
13 978-3-939704-28-7
book
Oldenburger Verlag für Wirtschaft, Informatik und Recht
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