Der demographische Wandel wird immer spürbarer. Wir müssen uns daher mehr denn je fragen, wie wir im Alter leben wollen. Für viele pflegebedürftige Personen ist beispielsweise ein eigenständiges Leben nicht selbstverständlich. Technische Hilfsmittel können es aber auch diesen Menschen ermöglichen, länger gesund und sicher in der gewohnten Lebensumgebung zu verbleiben.
Das Living Lab IDEAAL – eine vollfunktionsfähige Zweizimmerwohnung – erprobt seit mehr als 10 Jahren in verschiedenen Szenarien, wie technologische Entwicklungen älteren Menschen in ihrem Lebensalltag helfen können und selbständiges Leben zuhause auch im Alter unterstützen.
Im neuen Pflegeinnovationszentrum PIZ werden in weiteren Laboren der Einsatz von Robotik wie auch von Technologien wie Erweiterte und Virtuelle Realität (AR/VR) erforscht und für die Anwendung in den verschiedenen Standorten der Pflege zu Hause, in Pflegeheimen, auf Intensivstationen und in Pflegeheimzentralen untersucht.
Die Bevölkerungsentwicklung und der demographische Wandel führen zu Veränderungen in vielen Lebensbereichen, die schon heute viele Fragen aufwerfen:
Für die meisten Menschen ist ein selbständiges Leben in der eigenen Wohnung oder dem eigenen Haus die Wunschvorstellung für das persönliche Altern. Besonders nach dem Arbeitsleben wird die eigene Wohnumgebung zum Zentrum des Lebens. Ihre Ausgestaltung für ein möglichst langes, gesundes und sicheres Verbleiben zu Hause gewinnt an Dringlichkeit.
OFFIS hat sich diesen gesellschaftlichen Fragen schon frühzeitig gestellt, und arbeitet bereits seit 2003 an der Entwicklung und Integration von technischen Konzepten, die die häusliche Versorgung und Unterstützung verbessern, neue Kommunikationsmöglichkeiten anbieten und die eigene Mobilität unterstützen. Diese Konzepte bezeichnet man heute mit dem Begriff „Ambient Assisted Living“, kurz: AAL.
Unter dem Titel „IDEAAL“ werden bei OFFIS innovative technische Lösungen entwickelt, Fragen der gesellschaftlichen und individuellen Akzeptanz betrachtet und Herausforderungen untersucht, die bei der Integration der häuslichen Umgebung in das Gesundheitssystem und dessen Versorgungsprozesse entstehen. Der Mensch mit seinen Befähigungen, Bedürfnissen und Einschränkungen steht im Mittelpunkt des IDEAAL- Leitbildes. Technische Lösungen zur häuslichen Unterstützung werden in enger Verknüpfung mit Dienstleistung durch Dritte und nicht als Ersatz zur menschlichen Zuwendung betrachtet. Das Zuhause soll als ein Umfeld ausgestaltet werden, welches das häusliche Leben an sich, die Selbstversorgung aber auch Mobilität und Kommunikation unterstützt. Dabei gilt es, die Integration in das soziale Netzwerk aus Familie und Freunden, Bekannten und Nachbarn zu erhalten. Besonders bei körperlichen Einschränkungen wie nachlassenden Sinnesfunktionen oder chronischen Erkankungen werden pflegerische und medizinische Versorger eng eingebunden und bei Bedarf weitere Dienstleister hinzugezogen. IDEAAL will so den Menschen dazu verhelfen, durch optimale technische Unterstützung länger in ihrem gewohnten Umfeld bleiben zu können und damit den individuellen Wünschen der zukünftig Alten entgegenzukommen, dabei aber das Versorgungssystem insgesamt stabil und finanzierbar zu halten.
Eine wichtige Herausforderung für OFFIS ist die Auseinandersetzung mit den Bedarfen und Anforderungen aus unterschiedlichen Bereichen der häuslichen Unterstützung für ältere Menschen. Während für „jüngere Alte“ Komfort- und Kommunikationsfunktionen sowie präventive Unterstützung im Vordergrund stehen und dem Nutzer die Möglichkeit geben, sich an technische Konzepte zu gewöhnen, verlagert sich der Fokus für mittelalte und hochaltrige Menschen im Laufe der Zeit zunehmend auf den Ausgleich von nachlassenden körperlichen Fähigkeiten, die Unterstützung chronischer Krankheiten, Rehabilitation sowie Sicherheit im häuslichen Umfeld.
Ein modularer Aufbau macht es möglich, technische Lösungen frühzeitig einzuführen und die Anwender mit Nutzung und Bedienung vertraut zu machen. So wird ein niederschwelliger Einstieg in die individuell zu wählenden Module ermöglicht. Mitwachsende Lösungen passen sich dabei wechselnden Anforderungen an. Durch die unterschiedlichen Aufgaben und Bedarfe ergeben sich vielfältige Anforderungen an die technischen Lösungen Sie müssen kostengünstig und nachrüstbar sein. Besonders der Nutzen und die Bedienbarkeit beeinflussen dabei die Akzeptanz von technischen Lösungen: Nicht-stigmatisierende, sinnvolle, nutzer- und nutzenorientierte Systeme stehen daher im Vordergrund der unter IDEAAL entworfenen Ansätze.
Mit IDEAAL sollen wesentlich auch die Sichtbarkeit und „Begreifbarkeit“ des Themas „Ambient Assisted Living“ weiter gestärkt werden. Ein zentraler Bestandteil aller Entwicklungsarbeiten ist daher die frühe Diskussion mit den einzelnen Nutzergruppen wie Senioren, Medizinern und Pflegern. Bereits 2005 hat OFFIS daher mit der IDEAAL-Wohnung eines der ersten europäischen Wohnlabore für Forschungs- und Demonstrationszwecke eingerichtet. Zunächst als ein einzelner Showroom angelegt, erreichte sie schnell eine hohe Sichtbarkeit und Bedeutung, so dass sie schon wenig später in ihre heutige Form als vollständige Zweizimmer-Wohnung ausgebaut wurde.
Die regionale und überregionale Sichtbarkeit der IDEAAL-Aktivitäten ist hoch: Fernsehen und Rundfunk, regionale und überregionale Zeitungen haben bereits über IDEAAL berichtet. So konnten Organisationen und Unternehmen für AAL sensibilisiert und als Partner gewonnen werden. Das AAL-Netzwerk von OFFIS ist daher regional und überregional gut ausgebaut. Zu ihm gehören Forschungspartner wie die Universität Oldenburg, HörTech, Fraunhofer IDMT oder das Institut für Palliative Care ebenso wie klinische und medizinisch Einrichtungen, z.B. das Geriatriezentrum Oldenburg, das Pius-Hospital und das Palliativzentrum Oldenburg, die Medizinische Hochschule Hannover und die Charité, Versorger wie die Johanniter Unfallhilfe und örtliche Pflegedienste, aber auch große nationale und internationale Industrieunternehmen wie Siemens, Philips oder NEC.
Als Labor und als Kristallisationspunkt für AAL-Aktivitäten bietet IDEAAL immer wieder Impulse für die Entwicklung neuer, zukunftsweisender AAL-Technologien, die erprobt, präsentiert und interdisziplinär diskutiert werden können. Die Ergebnisse der Gespräche mit den einzelnen Nutzergruppen werden in aufeinander aufbauenden Entwicklungsschritten umgesetzt und integriert. Dadurch lassen sich mit den Endanwendern und Dienstleistern völlig neue Bedarfe identifizieren und zu neuen, innovativen, technischen Ideen führen, die dann auf Machbarkeit und Akzeptanz überprüft werden. So schafft IDEAAL den idealen Nährboden für neue Dienstleistungen und Produkte.